Zigarrenrohtabak-Ballen
Zigarrenrohtabakballen

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Ãœbersicht: Verarbeitung von Zigarettentabak

Die Zusammensetzung von Tabak-Schnittgut für Zigaretten und kurze Pfeifen - hier kurz "Zigarettentabak" genannt - unterscheidet stark vom Tabak für Zigarren und lange Pfeifen. Wichtigstes Merkmal bei den Raucheigenschaften ist der sauer reagierende Rauch, der im wesentlichen aus dem hohen Zuckergehalt des verwendeten Tabaks resultiert. Zigarrenrauch reagiert dagegen alkalisch, entsprechender Tabak enthält weder Zucker noch Stärke.

Entsprechende Raucheigenschaften erhält man einerseits durch die Sortenwahl, Zigarettentabake werden aber auch anders gepflegt, geerntet und weiterverarbeitet als Zigarrentabake. Hier ein Überblick darüber, was Sie beachten müssen:

1. Sortenwahl

Übliche Zigarettentabake sind Virginia, Burley sowie alle Orientsorten. Virginia und Burley werden dabei meistens gemischt verwendet und durch Zugabe der relativ zuckerhaltigen Orientsorten harmonisiert. Falls Sie Virginia-Helena und Burley-Jupiter aus dem Webshop verwenden, erhalten Sie bei Zugabe von Orient Xanthi eine relativ milde und leichte Mischung, durch Samsoun Orient eine stärkere und würzigere. Je mehr Virginia-Helena in der Mischung enthalten ist, umso leichter wird der Tabak, Sie sollten jedoch mindestens 50% Virginia verwenden. Orienttabake können in reiner Form verwendet und untereinander gemischt werden - bis in die 40er Jahre bestanden Zigaretten aus reinem Orienttabak.
Für würzigere Tabake werden die deutschen luftgetrockneten Sorten verwendet. Ihr Vorteil liegt in der fermentationsfreien Verwendung, wenn die Blätter sehr lange getrocknet werden. Die beliebtesten Tabake sind dabei die relativ würzigen Sorten Badischer Geudertheimer und "Rot Front" Korso, die blauschimmelresistenten Geudertheimer-Züchtungen Pereg und Pergeu sowie die eher milde und sehr nikotinarme Spezialzüchtung Adonis. Sie haben alle eigene Geschmacksnuancen und können beliebig gemischt werden. Bei Soßierung kann etwas Burley zugegeben werden, der Aromen besonders gut bindet.

Pflege der Tabakpflanzen

Alle Tabaksorten werden auf gleiche Weise gezogen und ausgepflanzt, jedoch unterschiedlich hoch geköpft. Wie in einem früheren Newsletter bzw. im Wissenspool beschrieben, sollten Tabakpflanzen "geköpft", also die Blütenstände abgeschnitten werden, die sonst den Pflanzenstoffwechsel auf sich ausrichten und den Blättern so wertvolle Inhaltsstoffe entziehen. Zigarettentabake werden dabei "hoch geköpft", also erst dann, wenn sich bereits einige Blüten entwickelt haben. Optimal für Zigarettentabake ist dabei folgende Vorgehensweise: Sobald sich 2-3 Blüten entwickelt haben, werden die Blütenstände am Hauptstängel unter dem Ansatz der ersten Blüten komplett abgeschnitten. Für Pfeifentabak (kurze Pfeifen) können dabei die untersten 2-3 Blüten stehen gelassen werden. Je höher geköpft wird, desto schneller wachsen die Pflanzen: höhere Pflanzen werden also tiefer geköpft, um einen gleichmäßigeren Wuchs zu erhalten.
Bitte vergessen Sie nicht das Geizen wie im Wissenspool beschrieben: Wenige Tage nach dem Köpfen bilden sich an den obersten Blattansatzstellen sogenannte Geize, die sich zu "Ersatzblüten" weiterentwickeln würden. Sie müssen seitlich herausgebrochen werden. Dafür müssen alle Tabakpflanzen im Abstand von wenigen Tagen durchgesehen werden.
Achten Sie beim Köpfen auch darauf, dass keine Blüten auf den Blättern liegen bleiben. Derartige Reste können sich zum Nährboden für bakterielle Krankheiten entwickeln.

3. Ernte der Tabakblätter

Zigarettentabake werden in der Regel relativ kurz (einige Wochen) getrocknet, sollten also schon im vollreifen Zustand geerntet werden. Die Vollreife äußert sich bei verschiedenen Sorten unterschiedlich: Bei Virginia-Tabaken verfärben sich die Blätter großflächig gelbgrün, ähnlich die Burley-Blätter, die meisten Orientsorten werden heller und bräunlich. Anders die dunklen luftgetrockneten Sorten (Geudertheimer), die sich durch den Schattenwuchs der unteren Blätter zu einem etwas helleren Grün verändern und dann meist vom Rand her eher fleckig gelber werden. Spätestens dann sollte geerntet werden.
Vollreif geerntete Blätter sind bereits am Absterben, nach der Ernte und während der Trocknung kann das Blatt aus eigener Kraft weniger Zucker und Stärke abbauen als dies bei vorreif geernteten Blättern (Zigarren) der Fall ist. Der Zuckergehalt der vollreif geernteten Blätter ist wesentlich höher.

4. Trocknung

Als Daumenregel gilt: Zigarettentabake können kurz getrocknet (einige Wochen) und dann weiterverarbeitet werden. Da die Blätter meist nicht fermentiert, sondern soßiert und aromatisiert werden, ist jedoch eine langsamere Trocknungszeit empfehlenswert, damit das Blatt einige unerwünschte Eiweißstoffe abbauen kann. 6-8 Wochen sollten es dann sein.
Keine Regel ohne Ausnahme: Die dunklen luftgetrockneten Tabake werden möglichst lange getrocknet, oft über ein Jahr oder länger. Sie können bei derartig langer Trocknung ohne Aromatisierung verwendet werden, da dann fast alle Fermentationsprozesse gewissermaßen "fermentationsfrei" abgeschlossen sind. Bei kurzer Trocknungszeit empfiehlt sich ebenfalls die Soßierung, da die Blätter dann noch zu viel Eiweiß enthalten.

5. Weiterverarbeitung

Zigarettentabake werden im Unterschied zu den Zigarrentabaken in der Regel soßiert und aromatisiert, eine Anleitung finden Sie im vergangenen Newsletter bzw. im Wissenspool. Eine Ausnahme ist der Orienttabak aufgrund seines hohen Gehalts an Zucker, Stärke, ätherischen Ölen und Harzen. Eine weitere Ausnahme sind sehr lange getrocknete dunkle Sorten (Geudertheimer, Korso), die unsoßiert verwendet werden.

Zusammenfassend ergeben sich folgende Grundsätze für Zigarettentabake:

Weitere Infos im Tabakanbau-Forum

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