"Die letzte Zigarette" - Kopf aus Tabak von G. Görlich
Büste aus Tabak

Wissenspool

Dachreife und Abhängen

Die "Dachreife" ist erreicht, wenn die Blattflächen und insbesondere die Blattrippen trocken sind. Sie dürfen also nicht mehr fleischig sein, die Rippen müssen zusammengeschrumpft und hart sein. Richtig getrockneter Tabak ist geschmeidig, er muss sich mit der Hand leicht zusammenballen lassen ohne zu brechen und von selbst wieder auseinandergehen. Falls er zu spröde ist, muss zum Abhängen feuchte Witterung abgewartet werden, damit die Blätter noch etwas Feuchtigkeit aufnehmen können.

Die Trocknungszeit hängt vor allem von der Blattgröße ab, deshalb trocknen auch verschiedene Blattstände unterschiedlich schnell: die unteren "Sandblätter" benötigen 4-5 Wochen, das obere "Hauptgut" 6-8 Wochen. Falls die Trocknung etwa bei warmer Witterung zu rasch erfolgt, bleiben die Blätter grün, da der grüne Blattfarbstoff nicht abgebaut werden konnten. Solche Blätter müssen längere Zeit hängen gelassen werden, bis sie allmählich eine braune Farbe annehmen. Blätter, die nach einigen Wochen noch grüne Stellen haben und ansonsten gut trocknen, werden aussortiert: der Tabak des ganzen Blattes schmeckt dann nicht mehr.

Abhängen des dachreifen Tabaks

Zunächst etwas Theorie: Der Wassergehalt des getrockneten Tabaks schwankt sehr stark, je nachdem, ob feuchtes oder trockenes Wetter vorherrscht. Uns erreichen fast täglich Fragen, ob ausgedörrte Blätter bei trockenem Wetter angefeuchtet werden sollen: Nein, der nächste Regen kommt bestimmt. Bei lang anhaltendem trockenem Wetter hat das Blatt etwa 8%, die Hauptrippe 12% Feuchtigkeitsgehalt. Sobald feuchte Witterung einsetzt, nehmen die Blätter anfangs sehr schnell, dann immer langsamer Feuchtigkeit auf, bis sie nach etwa 6 Tagen fast konstant 30%, die Blattrippen über 40% Feuchtigkeitsgehalt erreichen. Die Blattrippen nehmen dabei sehr viel langsamer Feuchtigkeit auf, geben sie aber auch langsamer wieder ab.

Der Feuchtigkeitsgehalt beim Abhängen ist entscheidend für die Qualität des Tabaks: dürrer Tabak mindert die Qualität, da er später nur sehr langsam wieder Feuchtigkeit aufnimmt, leicht bricht und schlechter fermentiert: Er ist dann "totgetrocknet". Umgekehrt schimmelt zu feuchter Tabak gerne an der Hauptrippe, da sie Feuchtigkeit langsamer wieder abgibt und deshalb mehr im ausgetrockneten Zustand speichert. Dies kann mit dem Daumennageltest überprüft werden: Die Hauptrippe wird dabei über den Daumennagel gepresst. Erscheint an der Druckstelle ein feuchter Schimmer, ist die Rippe zu feucht.

In der Praxis wird deshalb beim Übergang von trockenem zu feuchtem Wetter abgehängt, niemals umgekehrt! Nur dann haben sowohl die Blattspreiten als auch die Blattrippen die richtige Feuchtigkeit. Die besten Ergebnisse werden etwa 12-18 Stunden nach Einsetzen des Regens erzielt. Man prüft dies über die Geschmeidigkeit der Blätter (zusammenfalten, ohne dass sie brechen) und mit dem Daumennageltest. Oft stehen nur wenige Stunden zum Abhängen zur Verfügung, bevor die Blätter zu viel Feuchtigkeit aufgenommen haben!

Der abgehängte Tabak wird mit den Rippen nach oben gestapelt und - falls er vor der Sortierung länger gelagert werden soll - mit einem Tuch bedeckt. Schließlich werden die Blattarten sortiert, was durch vorherige Auffädelung nach Reifegrad erleichtert wird. Die Sortierung erfolgt nach Farbe, Blattgröße und Beschädigungsgrad: Eine Docke (etwa 20-30 aufeinandergelegter Blätter) sollte nur Blätter gleicher Sorte und Erntezeit, gleicher Farbe, Größe und gleichen Beschädigungsgrads enthalten. Am besten werden die Blätter dabei an den Rippenenden zusammengebunden.

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