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Das "ewige Zündholz"

Was wäre das für eine Erfindung: Ein Zündholz, das sich immer wieder verwenden lässt! Es gehört zu einem Evergreen der Pseudowissenschaft, zahlreiche Patente, Schriften und Zeitungsartikel ranken sich darum, doch bis heute ist es nie industriell hergestellt worden.

Sagenhafte Berühmtheit erlangte das "ewige Zündholz" 1930: Der Wiener Chemiker Ferdinand Ringer stellte seine Erfindung des "Zündstabes zur wiederholten Erzeugung von Feuer" vor und blieb über Jahre ein Thema in der Presse. Sein 1928 in Österreich angemeldetes Patent erhielt er am 15. Juni 1930. Er war nicht nur ein pfiffiger Erfinder, sondern auch ein geschäftstüchtiger Unternehmer: Schon bevor er das Patent in den Händen hielt, verhandelte er mit Zündwarenherstellern in aller Welt, kurz danach benachrichtigte er die Presse. "Ein ewiges Zündholz erfunden" titelte zuerst die Leipziger Zeitung am 2. Januar 1931.

Die Vertreter der Zündwarenindustrie hatten zunächst ihren Untergang durch diese Erfindung abzuwehren. Damalige Laboruntersuchungen zeigten jedoch bald, dass der Zündstab dem klassischen Zündholz bis auf Weiteres keine Konkurrenz machen würde: Die Herstellung sei zwar möglich, der "Zündstab" schien aber zu viele Mängel zu haben und für die Massenproduktion nicht geeignet zu sein. Das konkreteste Angebot erhielt Ringer von einem amerikanischen Produzenten, der damals 10 Millionen US-Dollars für die Erfindung geboten hatte (Düsseldorfer Nachrichten vom 8.8.1931).

Doch Ringer wollte seine Zündstäbe im Tabakwarenhandel zum Verkauf und nicht in einem amerikanischen Safe verschwinden sehen. So gründete er im April 1932 die "Ringer-Zündstab GmbH", die von einer Wiener Karosseriefirma finanziert wurde. Für den deutschen Markt übertrug er das Patent der IG Farben. Als Produktionsort war Alstetten bei Zürich vorgesehen. Die dort errichtete Firma ZAB.AG nahm die Produktion jedoch nie auf, weil Detailprobleme des Zündstabs nie gelöst werden konnten.

Weitere Patente folgten in mehreren Ländern, zunächst in Ungarn 1934 (Holtan Földi und Rudolf König), kurz nach dem Krieg in den USA und Holland, zuletzt Mitte der 50er Jahre in Schweden und England sowie 1963 in Deutschland. Nach einheitlicher Ansicht aller Patente sollten die Zündstäbe etwa die Dicke eines Bleistifts haben und wie ein Lippenstift in einer Fassung stecken.

Im Labormaßstab lässt sich der wiederverwendbare Zündstab jedoch herstellen, die Ideen und Patente sind keinesfalls ohne Grundlage. Fast alle Patente basieren auf der Verwendung von Kaliumchlorat als Sauerstoffgeber sowie Zelluloseverbindungen und Metaldehyd, das sich leider sehr schnell verflüchtigt. Außerdem sind Katalysatoren erforderlich, die eine gleichmäßige und verlangsamte Verbrennung ermöglicht - sie sind der Kern der Patente. Allen Patenten ist gemein, dass sie zu funktionierenden Zündstäben führen, jedoch durch wesentliche Mängel nicht marktreif gemacht werden konnten. Insbesondere verdampfen flüchtige Zusatzstoffe wie Metaldehyd zu schnell und machen dadurch den Zündstab schon nach wenigen Tagen unbrauchbar, außerdem stören Verbrennungsrückstände (Schlacke) die weitere Funktionsfähigkeit, die meisten Zusammensetzungen werden mit der Zeit weich und führen zum Abfallen brennender Teilchen.

Der letzte Funke ist also noch nicht geflogen: vielleich beehren uns die ewigen Zündhölzer bald wieder...

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