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Orient feats Okzident: Wie die Wasserpfeife in die Kaffeehäuser kam

Unzählige Mythen ranken sich um die Herkunft der Shisha, die in ihrer historischen Form heute noch "Nargileh" genannt wird und damit auf ihren Ursprung hindeutet. Es ist das persische Wort für "Kokosnuss", des von Indien überlieferten Urmaterials der Wasserpfeife. Seit dem dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurde die Nargileh in Persien aus Kokosnussschalen und einem Bambusrohr hergestellt, in der Kräuter "getrunken" wurden - so die osmanische Doppelbedeutung des Wortes "Rauchen". Das Nargileh-Blubbern war damals noch wenig verbreitet.

Dies änderte sich, als spanische und englische Handelsschiffe Ende des 16. Jahrhunderts nicht nur den Kaffee, sondern auch die Sitte des Tabakrauchens nach Konstantinopel brachten. Die ersten Lieferungen von Tabakblättern trafen 1601 in Konstantinopel ein: Mit dem Wunderkraut aus der Neuen Welt wandelte sich die Wasserpfeife zum kunstvollen Accessoire der aufkommenden Kaffeehäuser und wohlhabenden Familien, mit Flaschen aus farbig glitzerndem Kristallglas, kunstvoll gearbeiteten Figuren und silbernem Mundstück. Man lag auf langen Kissen und verbrachte die Zeit damit, sich zu unterhalten. Über den Alltag, über Politik, über Wirtschaft - das Blubbern zog sich über Stunden hin und entwickelte sich zu einem entspannenden und geselligen Ritual. Vom 17. Jahrhundert an verbreitete sich die Kaffehaus- und damit auch die Wasserpfeifenkultur in allen von den Osmanen besetzten und besiedelten Ländern, allen voran in Österreich-Ungarn, Russland und Ägypten.

Nicht alle Tabake waren für die Nargileh geeignet, lange wurden nur die dunklen Tabake aus Persien verwendet. Es war ein in kargen Hochlagen wachsender Orienttabak, der fast schon wie ein Kaktus fleischige, mit Aromen und Harzen angereicherte Blätter hervorbringt. Sie wurden zur Trocknung wochenlang unter Eichenholz geräuchert, was dem Tabak eine schwere Note gab. Wer ihn benutzte, musste ihn mehrmals waschen, da er sonst ungenießbar stark war.

Von Anfang an legten Shisharaucher Früchte wie saure Kirschen oder Grapefruitstücke in ihren Wasserbehälter, um eine Art Aquarium daraus zu machen. Die Früchte hatten nur wenig aromatischen Einfluss auf den Dampf, führten aber beim Blubbern lustige Bewegungen im Wasser aus. Vereinzelt aromatisierten die Raucher das Wasser mit Apfelsaft oder Rosenöl. Die Idee, dem Tabak Früchte und Melasse beizumischen, entstand erst im 18. Jahrhundert in Ägypten, das damals zum osmanischen Reich gehörte. Melasse und viele Fruchtarten waren in Ägypten ein erschwingliches und daher verbreitetes Dessert, das eines Tages fast unausweichlich im Shishatabak zu finden sein musste. Vermutlich wurde der teure Tabak mit Melasse und geraspelten Früchten gestreckt und dem süßen Gaumen der Ägypter angepasst. Dieser aromatisierte Tabak setzte sich in den Osmanischen Kernregionen zunächst nicht durch und ist bis heute vor allem außerhalb der Türkei begehrt.

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